Interview mit Claire und Barbara von Frameworks Berlin

Die vielen verschiedenen AkteurInnen des Kunstmarktes geben uns Einblicke in ihre Arbeit und ihre Begeisterung für die Kunst, um zu zeigen, wie vielfältig und bunt diese Branche ist.


Claire und Barbara sind uns aufgefallen, weil sie ganz unkonventionelle Wege gegangen sind, sich ihre ganz eigene Nische im Kunstmarkt aufzubauen und das mit Erfolg. Dennoch sehen sie sich trotz ihrer Leidenschaft und Kreativität im Kunstmarkt, in erster Linie als Unternehmerinnen, wie sie im Interview betonen...

 

Wie kamt ihr dazu, Bilderrahmen zu bauen und recyceltes Holz dafür zu benutzen?

Ich bin 2010 aus New York gekommen. Hatte dort gerade meine MA in Psychologie abgeschlossen und bin wegen der Liebe nach Berlin gekommen. Einen Job fand ich bei Bilderrahmen Landwehr und arbeitete dort drei Jahre und lernte das Handwerk. Es hat mir sehr gefallen Rahmen zu bauen, aber irgendwie war der Kunstmarkt eigenartig. Die Hauptkunden waren Galeristen. Sie wollten entweder weiße oder schwarze Rahmen. Dann wurde oft zeitlich knapp bestellt. Künstler kamen sehr spät mit den Maßen und am Ende wollte man noch Rabatt, weil man ja 15 Rahmen bestellt hatte. Wir waren aber durch die kurzfristige Organisation dermaßen im Stress, dass wir für unsere tolle Dienstleistung bis spät in die Nacht, eigentlich hätten Aufschlag verlangen müssen. Das war der Moment etwas eigenes machen zu wollen. Durch Zufall fand ich ein altes Holz am Straßenrand. Das brachte mich auf die Idee in dem Segment etwas ganz anderes zu machen. Eine Nische die es so noch nicht gab. Rahmen aus alten Hölzern herzustellen, mit dem professionellen know how von Einrahmungen. Jeder Rahmen individuell und einzigartig, dazu dem Zeitgeist angemessen Wertstoffe zu recyclen.

Eure Rahmen sind ja selbst fast schon Kunstwerke, lenkt das nicht ein bisschen vom Bild ab?

Nein, das Holz wird am jeweiligen Bild ausgesucht und angepasst. Klar, wir finden unsere Rahmen auch so sehr schön... Ursprünglich wurden Bilder nur im öffentlichen Raum gemalt. Erst seit 1500 n.Chr. hat man Bilder auch im Privatbesitz gehabt - und dazugehörige Rahmen, damit man sie auch transportieren oder austauschen kann. Es wurden auch Rahmen direkt von Künstlern mit entwickelt oder sollten den Arbeiten mehr Prunk verleihen. Dass wir zurückhaltende Rahmen in schwarz oder weiß bauen ist erst seit "1900" der Fall, seit es die abstrakte und modernen Kunst gibt. Wo die wenigen Striche keine Ablenkung durch Rahmen vertragen.

Wer sind Eure Kunden?

Mit dem Wagnis etwas neues zu machen, habe ich KundInnen, die Lust auf Originalität - Qualität und Ästhetik suchen. Ich bin zum Beispiel ganz glücklich, wenn die Omi für das Bild ihrer Enkel einen besonderen Rahmen haben möchte, da ihr das Bild viel bedeutet. Sie zahlt einfach die Summe die es kostet, weil Sie die Wertschätzung unserer Arbeit erkennt. Das macht mich immer besonders glücklich. Aber ebenso finden auch Galeristen & Sammlern zu uns, weil sie unsere Qualität und unser Arbeiten sehr schätzen. Das mag ich an der Arbeit, dass wir es geschafft haben unterschiedliche Menschen anzuziehen, die alle etwas außergewöhnliches für Ihre Bilder suchen und unsere individuelle Beratung und handwerkliches Können schätzen.

Wie wichtig ist Euch Struktur, habt ihr eine Erfolgsstrategie?

Ich bin ja in erster Linie Unternehmerin! Struktur ist da ganz wichtig in der Grundlage, damit man frei und kreativ arbeiten kann. Zum Glück habe ich 2016 meine Geschäftspartnerin Barbara gefunden. Sie ist ursprünglich Architektin und hat immer alles im Blick. Das hat direkt gepasst. Wir ergänzen uns ausgezeichnet! Sie bringt Struktur, hat ein gutes Auge und organisiert das Unternehmen, ich bin eher der kreative Part, bin gerne mit Kunden und versuche immer wieder weiter nach vorne zu denken. 

Wo siehst Du die Weiterentwicklung für Euch und auch im Kunstmarkt?

Wie man auf unserer Seite sehen kann bieten wir mittlerweile unterschiedliche Bereiche an. So kann man neben unserer Beratung und den maßgefertigten Bilderrahmen, unser „creative wall concept“ in Anspruch nehmen. Wir hatten oftmals Kunden die sich schwer entscheiden konnten, weil ihnen die Vorstellungskraft oder Kreativität fehlte, Ihre Räume anders zu sehen. So entwickelte sich aus unserer langjährigen Erfahrung unsere Beratungsleistung für Unternehmen.

Seit 2014 bieten wir Bilderrahmen-Workshops an. Neu wird unser DIY (do it yourself) Programm. Seit Januar 2020 haben wir unsere Werkstatt für unsere Kunden geöffnet, die Spaß daran haben selbst zu bauen oder nicht die finanziellen Mittel besitzen, um sich unsere Rahmen zu leisten und dennoch keine Standard-Rahmen aus dem Baumarkt kaufen wollen. So stellen wir Material und Werkzeug und haben einen Mitarbeiter der ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht.

Habt ihr keine Sorge Eure eigene Konkurrenz zu schaffen? 

Nein, gar nicht (lacht) Wir haben so lange Erfahrung und Übung, dass dies niemand so schnell, so professionelle Rahmen nachmachen kann. Außerdem lieben wir Synergien und ein Miteinader von Wissensaustausch. Uns ist am liebsten, wenn jeder wieder dahin kommt, das Handwerk und die individuelle Leistung zu schätzen. Wertschätzung sollte generell in unserer Gesellschaft wieder selbstverständlicher werden.

Wo siehst Du die gravierenden Unterschiede zwischen dem Deutschen Kunstmarkt und Deiner Erfahrung aus dem New Yorker Markt?

Auffällig war direkt, dass es in Deutschland starke Hierarchien gibt. Man ist entweder in "dem oder dem" Marktsegment, da muss man sich über die Jahre rein arbeiten, um möglichst „oben“ mit dabei zu sein. In New York ist das etwas anders. Es gibt ganz tolle Unternehmen oder Institutionen in verschiedenen Vierteln. Sie kommen und gehen und existieren nebeneinander. Jeder steht da für die eigene Qualität. Das würde ich mir für den Deutschen Kunstmarkt wünschen, dass es irgendwie einfacher wird, die Marktplayer mehr miteinander arbeiten, statt gegeneinander (oftmals aus Angst nicht genug abzubekommen). Deshalb fangen wir in unserem „kleinen“ Business mit Framework damit an. Wir teilen gerne das was wir haben, weil wir wissen, dass es sich potenzieren wird. 

 

Wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch mit Claire und Barbara von Frameworks Berlin