Acht Fragen an Birgit Rolfes - Leiterin der Artima Kunstversicherung

Kunst ist mehr als Leidenschaft – sie ist auch Verantwortung. Doch was bedeutet das eigentlich für Kunstschaffende, Sammlungen und Galerien? Warum ist eine professionelle Kunstversicherung unverzichtbar, und welche häufigen Missverständnisse gibt es?

In unserem Interview mit Kunstversicherungs-Expertin Birgit Rolfes tauchen wir in die spannende Schnittstelle zwischen Kunst und Versicherung ein. Sie erklärt, warum Dokumentation und Provenienz eine entscheidende Rolle spielen, wie ein digitales Kunstmanagementsystem helfen kann und welche einfachen Maßnahmen Kunstwerke effektiv schützen.

1. Frau Rolfes, was fasziniert Sie an der Verbindung von Kunst und Versicherung, und wie sind Sie zu diesem Bereich gekommen?

Die Entscheidung, Kunstgeschichte zu studieren, stand für mich schon als Teenager fest. Konkrete Berufsideen ergaben sich aber erst im Laufe des Studiums. Sowohl der Kunsthandel als auch die Kunstversicherung erschienen mir beide als perfekte Verbindung zwischen meiner Leidenschaft ‚Kunst‘ und meiner handfesten ,kaufmännischen Seite‘. Nach ersten Berührungspunkten mit dem Auktionshauswesen fühlte ich mich dann tatsächlich besser in der Kunstversicherung beheimatet. Nach verschiedenen Stationen im Auktionshandel und bei Kunstversicherern reihte sich 2001 die Mannheimer Kunstversicherung ARTIMA daher perfekt ein. Im Laufe meiner Tätigkeiten habe ich immer mehr wertgeschätzt, dass ein Kunstversicherer so viel mehr für den Schutz von Kunst und Kulturgütern unternimmt, als es die kalkulierte und formulierte Versicherungsleistung im Vertrag erahnen lässt. Und gerade dieser Mehrwert für die Bewahrung von Kunst, der ständige Austausch mit den Museen und Sammlern wie auch Kunstschaffenden und die persönliche Kontaktpflege in die Kunstwelt hinein ist die sehr bereichernde Note im Alltag eines Kunstversicherers.

2. Warum halten Sie eine professionelle Kunstversicherung für unverzichtbar, und welche Risiken drohen ohne sie?

Kunst ist so vielfältig, so unterschiedlich, dass zu einer guten Absicherung sehr viele Spezialkenntnisse und auch ein umfangreiches Know-how erforderlich sind, die eine „normale“ Versicherung nicht bieten kann. Unsere Experten sind erfahrene Kunsthistoriker, die individuell angepasste Lösungen mit einem enormen Versicherungsumfang, der sogenannten Allgefahrendeckung, erstellen.
Im Fall der Fälle ganz ohne Versicherung dazustehen, kann einem finanziellen Ruin gleichkommen. Wenn ein Schaden nur einzelne Bestandteile der Sammlung betrifft, kann man neben der reinen finanziellen Entschädigung noch vom Know-How eines Spezialversicherers profitieren, der z.B. die richtigen Restauratoren aber auch Transporteure empfehlen kann.

3. Was sind die häufigsten Missverständnisse, die Kunstschaffende, Galerien und Sammler*innen in Bezug auf Versicherungen haben?

Da kann ich eher nur von ganz pragmatischen Missverständnissen berichten, die sich auf unsere versicherungstechnischen Fachvokabeln beziehen. Personen, die im Alltag wenig Berührung mit der Versicherungssprache haben, verwechseln z. B. leicht Versicherungssumme (Eurobetrag der versicherten Kunst) mit Versicherungswert (Art der Wertfeststellung, um die Versicherungssumme zu bilden, z.B. Marktwert, vereinbarter Wert oder Wiederherstellungswert der versicherten Kunst), oder auch mit Versicherungsbeitrag (vom Kunden zu bezahlender Rechnungsbetrag). Das ist aber nicht schlimm, diese Missverständnisse sind schnell klargestellt.

4. Was macht ARTIMA besonders, wenn es darum geht, Kunstsammler*innen, Galerien und Künstler*innen beim optimalen Versicherungsschutz zu unterstützen?

ARTIMA steht für einen ganzheitlichen und persönlichen Ansatz bei der Versicherung von Kunst, der weit über den reinen Versicherungsschutz hinausgeht. Wenn unsere Kunsthistoriker z.B. bei den Kunden vor Ort sind, schauen sie nicht ausschließlich die Kunst an, um sie zu bewerten und zu versichern. Wir fungieren quasi auch als Kurator, der für den Schutz der Objekte vor Umwelteinflüssen, Missgeschicken, Lagerungsschäden, Diebstahl, Wasser, Vandalismus und anderen schädigenden Faktoren sorgen möchte. Wir kennen die Abläufe und Prozesse im Umfeld von Ausstellungen, Transporten, Restaurierungsaufenthalten, Ausstellungen und Lagerungen sehr gut. Dadurch können wir bei der Vertragsgestaltung dafür sorgen, dass die Police möglichst individuell auf die Bedürfnisse zugeschnitten ist, weil z. B. möglichst viele Handlings-Vorgänge bereits pauschal innerhalb eines Vertrages abgesichert sind und dadurch Meldeerfordernisse auf ein Minimum reduziert werden. Das erleichtert den Alltag von Kunstschaffenden, -sammlern und -händlern enorm.

5. Warum spielen Dokumentation und Provenienz eine so große Rolle in der Kunstversicherung, und wie kann ein digitales System dabei helfen?

In kaum einem anderen Segment spielt die Herkunft eine so große Rolle wie bei Kunstobjekten und das wegen gleich mehrerer Aspekte. Belastbare Fakten zur Provenienz ergänzen bestenfalls stimmig die stilkritische und naturwissenschaftliche Datenlage zur Echtheit eines Objektes. Kenntnisse über die Provenienz vervollständigen die Geschichte eines Werkes und steigern seinen kulturhistorischen Wert. Außerdem hat eine vom Markt goutierte Provenienz automatisch einen großen Einfluss auf den Marktwert eines Werkes. Je besser diese Provenienz belegt ist und lückenlos nachgewiesen werden kann, desto besser. Insofern bietet eine Datenbank, in der all diese Informationen zusammengetragen werden können, eine perfekte Basis, um Objekte auch in dieser Hinsicht zu inventarisieren.

6. Könnten Sie ein Beispiel nennen, bei dem ein digitales Kunstmanagementsystem bei der Schadensprävention oder der Abwicklung eines Versicherungsfalles geholfen hat?

Im gewerblichen Bereich, also z.B. bei Kunstschaffenden und Galerien, wird der Versicherungsschutz über pauschale Gesamtsummen für die Kunst festgelegt. Manchmal kann es schwierig sein, hierfür die richtige Gesamtsumme für die Kunst zu finden, wenn sie z.B. auf mehrere Lagerorte verteilt ist. Mit einem Kunstmanagementsystem können alle für die Versicherung relevanten Werke rasch und ohne größeren Aufwand abgerufen werden und die richtige Gesamtversicherungssumme ist dann schnell gefunden. Auch im weiteren Alltag kann das System immer mal wieder einen schnellen Überblick bieten, ob die versicherte Pauschalsumme noch passend bemessen ist.

Kommt es zu einem größeren Schadenfall liegt der Vorteil auf der Hand: die Unterlagen zu den Objekten können nicht verbrennen oder von schmutzigem Leitungswasser unkenntlich gemacht werden. Die Informationen zu den einzelnen Objekten bleiben sicher abrufbar und die zur Schadenregulierung erforderlichen Angaben können so komfortabel zusammengestellt werden.

7. Welche Tipps haben Sie für Kunstschaffende, Galerien und Sammler*innen um ihre Werke zu schützen und ihren Wert zu erhalten?

Normalerweise gehen Kunstliebhaber umsichtig und sorgfältig mit Ihren Werken um und wissen, wie sie behandelt werden wollen, um keinen Schaden zu nehmen. Trotzdem passieren die meisten Schadenfälle durch einfache Beschädigung, erst danach kommen die Ursachen Diebstahl und Feuer. Viele Schäden wären vermeidbar gewesen und resultieren aus Ursachen wie Zeitdruck und mangelndes Fachwissen. Frei nach dem Motto „ein Unfall ist kein Zufall“ fängt der Schutz unbedingt bei den kleinen Dingen an: geeigneter Hänge- /Aufstellungsplatz abseits der typischen Bewegungszonen, stabile Aufhängung, die nach Jahren gerne auf Festigkeit überprüft werden kann, Sonnenbestrahlung tunlichst vermeiden, Transportverpackung unbedingt auf die Empfindlichkeit und den Zustand des Werkes sowie den gewählten Transportweg anpassen.
Die allermeisten Schadenfälle sind ja zum Glück restaurierbar. Aber Einbußen in Optik oder Haltbarkeit gehen mit restaurierten Schäden in der Regel immer einher und daher sollte der Schadenvermeidung eine besonders große Rolle zukommen.

8. Und zu guter Letzt: Mit welchem Künstler oder welcher Künstlerin würden Sie gerne eine Tasse Kaffee trinken und über ihre Kunst sprechen?

Mit vielen, aber besonders gerne mit Alicia Kwade. Seit ich unter ihrer Arbeit „Die bewegte Leere des Moments“ in der Mannheimer Kunsthalle entlang gegangen bin, war ich beeindruckt und gebannt. Als Konzeptkünstlerin befasst sich die Künstlerin oft mit Fragen zu Raum und Zeit und der Beziehung zwischen Subjekt und Objekt und arbeitet dabei mit Alltagsobjekten. So auch in dieser Installation, die aus einer tickenden Uhr und einem großen Stein besteht, die beide an Seilen aufgehängt sind und durch einen Motor angetrieben immerfort um eine Leere herum rotieren. Mit welch einfachen Mitteln hier die Zeit im Raum elementar vorgeführt wird und dabei subjektiv unmittelbar erfahrbar eine mindestens unbehagliche Wirkung ausstrahlt, ist grandios eindrücklich und lädt zu den großen philosophischen Fragen ein. Welche Erfahrungen und Vorarbeiten waren notwendig für solch eine Werkessenz?

 

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